So wirst du mit Neuroplastizität gesünder

Warum unser Geist eine*n strenge*n Türsteher*in braucht

Ein Gastbeitrag von Diane Hielscher, Moderatorin, Journalistin und Gründerin von LifeXLab.

Für unsere geistige Gesundheit ist es gerade besonders wichtig, der beste Türsteher für seinen eigenen Geist zu sein und achtsam und bewusst hinzuhören, was wir reinlassen und womit wir unser Gehirn formen. Das nennt man Neuroplastizität und wir selbst können bestimmen, womit wir unser Gehirn formen.

Krieg, Krise, Corona, Klimakatastrophe. Wir haben es auf der Welt gerade mit sogenannten Stapel Krisen zu tun, das heißt, dass eine Krise auf die nächste folgt und einfach kein Ende in Sicht ist.

Wir sind ständig im Alarm-Modus, machen uns Sorgen, kämpfen gegen etwas an, haben Angst, Mitleid, Empathie. Wir sehen Bilder von toten Kindern, hören von Gräueltaten in Nahost, Erdbeben, Überschwemmungen, Hackerangriffe, Hass.

Unser Körper stößt von all dem Stresshormone aus: Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol. Das ist natürlich praktisch, wenn wir in einer akuten Gefahrensituation sind, weil uns die Stresshormone aktivieren. Sie sorgen dafür, dass wir kämpfen oder flüchten können.

Wenn wir allerdings ständig das Gefühl haben, in Gefahr zu sein, werden wir krank.

Zu viel Cortisol:

  • schwächt das Immunsystem,
  • macht uns dünnhäutig
  • lässt den Blutdruck steigen
  • ist schlecht für unseren Schlaf
  • schwächt die Konzentration
  • Wir fühlen uns innerlich unruhig.

Wenn wir das ein paar Jahre machen, fühlen wir uns krank, hilflos, klein, hoffnungslos und im schlimmsten Fall lethargisch. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir selbst der*die beste Türsteher*in für unseren Geist sind und achtsam und bewusst hinhören, was wir reinlassen.

Denn alles, was wir reinlassen, formt unser Gehirn, das nennt man Neuroplastizität, dazu gleich mehr. Der Input sorgt für eine Reaktion, auch auf biochemischer Ebene, wie wir eben gesehen haben. Die Biochemie in unserem Körper wiederum hat Auswirkungen auf unsere Gesundheit und auf unsere Stimmung und unsere Gefühle wiederum beeinflussen unsere Gedanken.

Das heißt explizit nicht, sich abzuschotten, den ganzen Tag Yoga zu machen, sich unter seiner Badeschaumdecke zu verstecken, ganz laut Mantras zu hören und sich die Welt schön zu räuchern. Die Welt braucht bewusste Bürger und Bürgerinnen, die sich für die Welt interessieren.

Vorsicht vor „Spiritual Bypassing“

Spiritual Bypassing heißt, wenn man einfach nichts mehr konsumiert, indem man spirituell argumentiert und sagt: „Das bekommt meine Aufmerksamkeit einfach nicht, dann wächst es nicht.“

Wir kennen alle den Spruch „Energy flows, where attention goes.“

Das stimmt auch, aber wenn wir uns nur noch mit ätherischen Ölen beschäftigen, wird der Ukraine-Krieg nicht aufhören und die Dürre in Ruanda nicht besser werden.

Eine*n harte*n Türsteher*in zu haben heißt, bewusst und achtsam zu konsumieren:

  • Welche Nachrichten gucke, höre oder lese ich wann und wie lange?
  • Welche Quellen benutze ich?
  • In welchen WhatsApp- oder Telegram-Gruppen bin ich und wie nehme ich auf, was auf mich niederprasselt?
  • Welche Podcasts höre ich und was lese ich?
  • Woher nehme ich meine Inspiration?
  • Was gibt mir Kraft, was spendet mir Energie?

Wir können zunächst einmal gucken, welche Quellen wir nutzen.

Im nächsten Schritt können wir aber auch ganz bewusst das wahrnehmen, was reinkommt und welche Geschichte damit erzählt wird. Was meine ich damit „welche Geschichte damit erzählt wird“?

Hier ein ganz offensichtliches Beispiel:

Im Radio sagen die Moderatorinnen und Moderatoren ständig Sachen wie:

  • „Einen guten Weg in die Mittagspause!“ um 11 Uhr 50
  • „Einen schönen Feierabend!“ um 16 Uhr
  • „Endlich Wochenende!“ am Freitag um 15 Uhr oder:
  • „Wir versüßen Ihnen den schrecklichen Montag!“

Welche Weltsicht und welche Werte stecken hinter diesen Formulierungen und will ich so leben? Entspricht das meiner Art, die Welt zu sehen?

Diese Radiomoderationen erzählen die Geschichte, dass Arbeit schrecklich ist, dass wir uns alle nur auf die Mittagspause freuen, den Feierabend und das Wochenende. Niemand spricht da von Ideen, Visionen für die Zukunft, davon, dass Menschen erschaffen, erfinden und gestalten wollen.

Wir bekommen dort das Bild von frustrierten Arbeitnehmer*innen kredenzt, die völlig fremdbestimmt durch den Tag trudeln und nur darauf warten, dass es die nächste Möglichkeit gibt, die lästige und langweilige Arbeit wieder zu unterbrechen.

Mit diesem Input formen wir dann – meist völlig unbewusst – unser Gehirn, das ist Neuroplastizität.

All diese Geschichten sorgen dafür, wie unser Gehirn geformt wird und damit im nächsten Schritt, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen, uns selbst und unsere Möglichkeiten.

Was ist mit den Witzen, Sprüchen und Gags im Fernsehen, welche Geschichten und welcher Blick auf die Welt steckt hinter all dem? Männer und Frauen, Stereotype, Böse und Gut, Schwarz und weiß? Welches Storytelling steckt hinter den Formulierungen, die wir in unseren Geist lassen?

Die Welt besteht aus den Geschichten, die wir Menschen uns erzählen.

„40 Grad im Januar in Spanien, wegen Klimawandel.“

Ist wahr und eine Schlagzeile.

„Die Suchmaschine Ecosia hat rund 188 Millionen Bäume gepflanzt.“

Ist ebenfalls wahr und eine Schlagzeile.

Keines der beiden Beispiele ist falsch und beide Informationen sind wichtig und nötig, um sich in der Welt auszukennen, um zu lernen und sie zu verstehen.

Negatives ausblenden macht uns gleichgültig, positives ausblenden macht uns hoffnungslos.

Dazu gibt es natürlich noch eine Menge Fake News, populistische Schlagzeilen, programmierte Bots, die Europa destabilisieren wollen und Zeitungen, Institutionen und Menschen, die einfach für ihre Interessen lügen. Es ist also nicht einfach, auszuwählen, womit wir unser Gehirn jeden Tag formen wollen.

Ein guter Wegweise dafür, was wichtig und relevant für uns ist, ist unser Wertesystem. Es kann uns als Kompass dienen und uns helfen, die Balance zwischen Informiertheit und Rückzug zu finden.

Was ist mir wichtig? Wir können sogar einen Werte-Test machen, online oder offline, um genau herauszufinden, was unsere Werte überhaupt sind.

Denn nur wenn wir sie kennen, können wir uns auch an ihnen orientieren.

Manchmal ist es wichtig, zu sehen, was da draußen passiert, den Schmerz zu spüren und ihn zu kanalisieren, ihn zu nutzen und daraus Neues zu erschaffen.

Vielleicht kennt Ihr auch den berühmten Spruch von der Bestseller-Autorin Glennon Doyle: “We can do hard things!” Wir können auch schwere Dinge schaffen. Wir können wesentlich mehr tun, als wir denken.

Wir können demonstrieren, beeinflussen, schreiben, eine NGO gründen, spenden, laut werden, in unserem Kiez, unserer Stadt oder unserem Dorf Einfluss nehmen, uns engagieren, Plakate kleben, in der Suppenküche helfen, zuhören oder Bäume pflanzen. Wir können eine Firma gründen, Videos veröffentlichen, einen Podcast machen und die Geschichten über die Welt erzählen, von denen wir glauben, dass andere sie brauchen.

Würden wir alle den ganzen Tag nur meditieren, gäbe es all das nicht. Viel Gutes ist aus Wut, Angst und Mitgefühl entstanden. Deswegen ist es wichtig, wach und offen zu bleiben, Teil dieser Welt und alle Gefühle zu fühlen, die es gibt. Sie gehören zum Menschsein dazu.

Aber wir können jederzeit genau hingucken:

  • Was lasse ich in meinen Geist?
  • Welche Geschichte über die Welt sollen mir damit erzählt werden und will ich das?
  • Wie kann ich Lösungen, Ideen und Inspiration finden?
  • Wie kann ich mich beteiligen, wie bin ich hier wichtig?

Deswegen habe ich LifeXLab gegründet, die Plattform für Transformation.

Ich komme aus dem klassischen Journalismus, arbeite für Deutschlandfunk Nova, habe für ZEIT Online und den Tagesspiegel geschrieben. Gleichzeitig mache ich aber auch den Podcast “Achtsam” und habe in meinem Buch “Liebe neu denken” darüber berichtet, wie wichtig es ist, darauf zu achten, womit wir uns beschäftigen.

Denn alles, was wir in unseren Geist lassen, formt unser Gehirn, das nennt man Neuroplastizität. 

Und je nachdem, wie unser Gehirn geformt ist, so generiert es Gedanken und diese wiederum sind die Ursache von Gefühlen. Auf diesem Weg können wir eine Menge selbst beeinflussen.

Gucken wir Sendungen, in denen wir behandelt werden, als seien wir dumm, sehen wir Probleme in den Nachrichten ohne Lösungen oder düstere Thriller, bei denen unser Körper wieder Adrenalin ausstößt?

LifeXLab will über Lösungen und Ideen sprechen, dazu inspirieren, selbst aktiv zu werden, Mut machen und Menschen zeigen, die ihre Träume leben und etwas beitragen.

Anstatt abends hoffnungslos ins Bett zu gehen, können wir mit den Gedanken ins Bett gehen:

„Was könnte ich Geiles machen?“
„Mit wem könnte ich mich vernetzen?“
„Wie kann ich die Welt ein Stückchen besser machen?“

Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Helfen glücklich macht. Deswegen seid egoistisch und helft anderen. Die Inspiration dafür findet ihr hier.

Du willst mehr über Neuroplastizität erfahren? Dann schau mal in unseren Artikel „Neuroplastizität leicht erklärt“ rein.

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Wer hier schreibt:

Diane Hielscher, Moderatorin, Journalistin und Gründerin von LifeXLab

„Was kann ich machen, damit es mir wieder besser geht?“ Mit dieser Frage begann für Diane 2017 die Reise zu LifeXLab. Nach einer schmerzhaften Trennung hat sie sich zunächst mit geistiger Gesundheit beschäftigt, Neurologie, Psychologie, Sinn und Selbstliebe. Nachdem sie diverse Podcasts zu diesen Themen produziert und in einem Buch darüber geschrieben hat, fand sie überall in Deutschland Mitstreiter und Gleichgesinnte, die Lust haben, Geschichten für eine neue Welt zu erzählen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.