„Haha, du Mädchen!“

Rosa-Babyblaue Genderinequality und was sie mit Sexismus zu tun hat.
Unsere neue Kolumne ‚Freiheit, Gleichheit, Geschlechtergerechtigkeit‘.

Während der Französischen Revolution wurde die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zum Symbol der Aufklärung. Aber dass Frauen, also immerhin fast 50 Prozent der Weltbevölkerung, auch 231 Jahre später immer noch keine Gleichberechtigung erfahren, beschäftigt uns bei FEMboss natürlich besonders. 

Ihr habt euch mit Sicherheit auch schon mal gefragt, wieso wir Frauen es in unserer Gesellschaft oft so viel schwerer haben als Männer, oder? Wieso, weshalb, warum und was wir dagegen tun können, möchten wir in den nächsten Wochen in unserer neuen Kolumne „Freiheit, Gleichheit, Geschlechtergerechtigkeit“ herausfinden.

Im ersten Artikel unserer Kolumne soll es um Gendermarketing und die „Rosa-Hellbau-Falle“ gehen.

„Du rennst ja wie ein Mädchen“ ist in der Regel mit Schwäche assoziiert und negativ behaftet. Hat man dagegen etwas richtig Starkes geleistet, die Arschbacken zusammengekniffen, dann hat man Eier in der Hose. Aber warum ist das so? Und wie denkt ihr darüber?

Was denkt ihr: Sind Rollenklischees in unserer Gesellschaft immer noch präsent?
Ja, leider.

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Nein, unsere Gesellschaft ist geschlechtsneutral.

Ein ehemaliges Frauenmagazin, das Ladies Home Journal aus den USA, schrieb 1918: „There has been a great diversity of opinion on the subject, but the generally accepted rule is pink for the boy and blue for the girl. The reason is that pink being a more decided and stronger color is more suitable for the boy, while blue, which is more delicate and dainty, is prettier for the girl.“

Rosa galt damals nämlich als „das kleine Rot“. Und Rot stand für Blut und Kampf – und damit für Männlichkeit.

Wieso, weshalb und warum sich die Farben gewandelt haben, darüber kann nur spekuliert werden. Allerdings wird davon ausgegangen, dass sich spätestens mit Einführung der Barbie Puppe, 1959, Pink und die typischen Geschlechterklischees in den Köpfen der Gesellschaft verfestigt haben.

Heutzutage werden wir durch gezieltes Gendermarketing in zwei Gruppen aufgeteilt.

Kleinkinder im Alter von 2-3 Jahren können schon klar erkennen, welches Produkt für welches Geschlecht gedacht ist, dafür benötigt es keine Worte. Es reicht ganz allein die Reduzierung auf zwei Farben. Antje Schrupp schreibt dazu in der Zeit: „[…]so geht es einem Kind, das zwischen einem blauen Handwerkskasten für Jungen und einer rosa Puppenküche für Mädchen wählen soll: Es denkt nicht darüber nach, ob es lieber mit einem Handwerkskasten oder mit einer Puppenküche spielen möchte. Sondern darüber, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.

Petra Lucht, Physikerin und Soziologin vom Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (TU Berlin) sagt, dass Geschlechterstereotypen zu gesellschaftlichen Normen beitragen, die es schwer bis unmöglich machen jenseits dieser Normen Anerkennung zu erfahren. Denn jeder von uns möchte doch irgendwie dazugehören und gerade Kinder registrieren schnell, was das Umfeld gut findet und passen sich an:

Rüschenkleider sind nichts für Jungs.

Mädchen dürfen nicht laut sein.

Rosa für Jungs? Auf gar keinen Fall!

Mädchen kochen und kümmern sich gerne um ihre Puppen.

Jungs weinen nicht.

Ein Mädchen mit kurzen Haaren spielt sicher gern mit Autos.

Glitzer bei Jungs? Der muss ja schwul werden!

Dabei werden unterbewusst vermeintlich „weibliche Attribute“ als schwach, weich und nicht erstrebenswert konditioniert: Ist es doch eher akzeptabel, wenn Mädchen mal laut sind und ihre Meinung durchsetzen – Bei Jungs, die Kleider oder Nagellack tragen, sind Mobbing in Kita oder Schule und blöde Sprüche von Erwachsenen wohl schon vorprogrammiert.

Wie sich diese festgefahrenen Meinungen auch langfristig auf unsere Kinder, ihre Wahrnehmung auf Geschlechterklischees und ihre Umwelt auswirken, zeigt Collien Ulmen-Fernandes sehr schön in ihrer ZDF Doku „No more boys and Girls“ .

Was können wir konkret dagegen tun?

Tja, das ist gar nicht so kompliziert: Hören wir endlich auf, Jungs als stark, tapfer und als Helden zu beschreiben. Sagen wir Mädchen nicht mehr nur, sie seien schön, ihr Kleid sei toll und wie brav sie seien. Wir müssen aufhören unsere Kinder in festgefahrene Stereotypen zu pressen. Und verdammt nochmal, lasst uns genderspezifische Geschenke und Spielzeuge verbannen! Es muss nicht unbedingt die rosa Barbiepuppe oder der blaue Traktor sein. 

„Funfact“: Wusstet ihr eigentlich, dass Puzzle speziell für Mädchen immer weniger Teile haben?! Oder dass Lego für Jungs immer komplexer ist, als das Lego für Mädchen im selben Alter?! Nein?! Ihr seid schockiert?! Wir auch.

„Wie ein Mädchen“ muss aus unserem Sprachgebrauch verschwinden. Jedes Kind sollte so sein dürfen, wie es ist. Ein Mädchen zu sein sollte keine Abwertung, keine Schwäche sein. Wer bekommt denn hier die Kinder? Richtig, wir Frauen! Und wenn das mal keine Stärke ist!

Also: Warum fällt es uns so schwer jeden so sein zu lassen wie er ist? Warum fragen wir uns eigentlich immer noch weshalb so wenige Frauen in technischen Berufen arbeiten?

Und warum ist es für junge Mädchen schon so wichtig, hübsch auszusehen?

Dazu mehr in unserem 2. Artikel „Spieglein, Spieglein, an der Wand…“, der in zwei Wochen erscheinen wird.

Wer sich noch mehr mit Gendermarketing, seinen Auswirkungen und was wir dagegen tun können beschäftigen mag, kann mal hier vorbeischauen:

Wer hier schreibt:

Hi, wir sind Ines und Leni – Wir sind FEMboss Supporterinnen aus Stuttgart und Düsseldorf und uns brennt was unter den Nägeln.

Was? In einem unserer Teamcalls haben wir über Geschlecht, Erziehung, Sozialisation und vor allem über eins gesprochen: Dass es nicht von ungefähr kommt, dass Frauen oft benachteiligt werden. Denn den Ursprung vieler Ungerechtigkeiten finden wir schon in der Kindheit wieder.

Deshalb haben wir uns auf die Suche gemacht und unsere neue Kolumne „Freiheit, Gleichheit, Geschlechtergerechtigkeit“ gestartet. Wir nehmen euch im zweiwöchigen Rhythmus mit auf unsere Reise durch die bizarre Welt der Genderinequality und teilen unsere Erkenntnisse und spannende Insights hier im FEMboss Magazin mit euch.

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