Selbstbewusst und sicher auftreten im Job

Was wir vom Schauspiel lernen können

Wahrscheinlich waren wir alle schon einmal in dieser Situation: Wir müssen vor einer Gruppe einen Vortrag halten, eine Idee im eigenen Unternehmen pitchen oder ein Produkt präsentieren. Wir haben uns eigentlich ganz gut vorbereitet und dann, kurz vor der Präsentation, DAS – der Puls steigt, die Hände werden feucht und wir stehen mit zitternden Knien plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit! Eventuell läuft die ganze Performance dann doch relativ reibungslos ab, aber manchmal ist auch noch während dem Vortrag der Wurm drin. Man spricht zu schnell, verhaspelt sich, verliert den Faden, steht stocksteif da oder kann vor Nervosität niemandem in die Augen schauen… die Liste an Dingen, die schief gehen können und dich darüber hinaus noch inkompetent wirken lassen, lässt sich endlos weiterführen. Vor allem Frauen haben oft Schwierigkeiten damit, selbstbewusst aufzutreten und Souveränität auszustrahlen. Auch in Gehaltsverhandlungen fällt es vielen Frauen schwer – seien sie noch so kompetent in ihrem Job – vom Chef oder von der Chefin ein höheres Gehalt einzufordern und für die eigenen Vorstellungen einzustehen. Ein sicheres und selbstbewusstes Auftreten im Beruf ist jedoch kein Hexenwerk. Mit ein paar kleinen Veränderungen im den Bereichen Körpersprache, Blickkontakt und Sprechtechnik strahlst du sofort mehr Selbstsicherheit aus!

1. Was hat Schauspiel mit sicherem Auftreten im Beruf zu tun?
2. Wie wirke ich selbstbewusst?
3. Wie kann ich eine Verbindung zum Publikum aufbauen?
4. Bleib Du selbst!
5. Practice, practice, practice
1. Was hat Schauspiel mit sicherem Auftreten im Beruf zu tun?

Schauspieler*innen sind Paradebeispiele für ein sicheres Auftreten vor Publikum. Ihre Nervosität merkt man ihnen meist nicht an und sie liefern ihre Performance auf der Bühne scheinbar mühelos ab. Sie strahlen Selbstsicherheit aus und spielen ihre Rolle glaubwürdig. Wer hat nicht schon einmal daran gedacht, dass man sich in manchen Situationen gerne eine Scheibe davon abschneiden würde? Besteht also nicht die Möglichkeit, dass wir uns einiges davon abschauen können?
Natürlich muss man wissen, was dahinter steckt. Eine Schauspielausbildung dauert mehrere Jahre und so viel Zeit haben bekanntlich die wenigsten von uns. Dennoch – viele Qualitäten, die Schauspieler*innen in ihrer Ausbildung lernen, sind auch für alltägliche Situationen im Job hilfreich und wir können davon profitieren, uns diese einmal genauer anzuschauen.

Aber wie trete ich nun eigentlich selbstbewusst auf? Wie kann ich bei Präsentationen sicherer werden und was hilft mir dabei, überzeugend zu wirken?

2. Wie wirke ich selbstbewusst?

Die Körpersprache

Jeder Mensch sendet bewusste und unbewusste Signale durch seine Haltung, Gestik und sein Auftreten. So vermittelt jede*r auch in einer Vortragssituation den Zuhörer*innen über die Körpersprache ausschlaggebende Zusatzinformationen über Sicherheit, Offenheit oder Selbstvertrauen.
Oft erhält man den gut gemeinten Ratschlag „Du darfst auf keinen Fall die Arme verschränken – das wirkt abweisend!“. Das kann zwar in vielen Fällen richtig sein, jedoch ist es wichtig, sich klar zu machen, dass es in puncto Körperhaltung keine allgemeingültige Regel gibt. Es gibt nicht DIE selbstbewusste Körperhaltung. Dennoch gibt es einige Punkte, die dir bei einem glaubwürdig selbstbewussten und sicheren Auftreten helfen können.

  1. Eine entspannte Körperhaltung mit einem festen, aufrechten Stand. Wenn wir mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, fördert dies die eigene Sicherheit.
  2. Lockere Arme ermöglichen freie Bewegungen der Arme und fördern so eine Gestik, die den eigenen Vortragsstil untermalt.
  3. Lockerungsübungen vor deinem nächsten Pitch. Du kannst dich einmal strecken, zu allen Seiten drehen, ein paar Mal auf und ab wippst und nach vorne kopfüber hängen lassen. Das hört sich im ersten Moment vielleicht etwas lustig an, aber es lässt dich lockerer werden – versprochen!

Haltungen, die im Gegenteil zu Anspannung, Verkrampfung und Nervosität führen und dem Gegenüber demzufolge das Gefühl von Unsicherheit vermitteln, sind zum Beispiel hochgezogene Schultern, verkrampfte Hände, verschränkte Arme oder Hände in den Hosentaschen sowie ein unsicherer Stand. Ein verkrampfter Körper kann sich außerdem auch negativ auf den Sprech- und Gedankenfluss auswirken, sodass man so vermehrt ins Stocken gerät. Also, ein Grund mehr für ein paar Lockerungsübungen!

Die Sprechtechnik

Auch die Sprache ist ein wichtiges Werkzeug und sollte nicht außer Acht gelassen werden, wenn du Präsenz und Selbstsicherheit ausstrahlen möchtest – egal, ob im Vorstellungsgespräch, im beruflichen Meeting oder in einer Vortragssituation.

Eine angenehme Sprechgeschwindigkeit mit deutlichen und angemessen langen Pausen ist genauso wichtig, wie die deutliche Aussprache. Wenn du etwas zu sagen hast, trau dich auch dies laut und deutlich auszusprechen! Natürlich solltest du es bei der Lautstärke aber auch nicht übertreiben. 😉

Ein Fehler, der bei Nervosität und Unsicherheit schnell passiert, ist eine schnelle und gleichzeitig monotone und somit langweilige Betonung. Aber auch das Überbetonen von Wörtern wirkt schnell gewollt. In dem Fall lässt sich das Relevante vom Unwichtigen nicht mehr unterscheiden. Hier gilt: Die Mischung macht’s. Stattdessen kannst du das Wesentliche – in der Regel ist dies nur ein Wort! – in einem Satz betonen und lautes mit leisem Sprechen sowie ein langsames mit einem schnelleren Sprechtempo abwechseln. So können die Zuhörer*innen dir folgen, dein Vortrag wirkt interessant und du hältst die Aufmerksamkeit der Menschen bei dem, was du sagen möchtest.

Auch die Stimmfarbe sollte an den Sprechinhalt angepasst sein. Wenn du beispielsweise eine entspannte und ruhige Situation schilderst, sollte sich auch deine Stimme senken und dunkler. Sonst kann dies zu Verwirrung beim Publikum führen, weil sich etwas nicht stimmig anfühlt. Die Senkung der Stimme am Ende eines Gedankengangs signalisiert zudem, dass ein Gedanke zu Ende geführt wird und man sich danach auf etwas Neues einstellen kann.

3. Wie kann ich eine Verbindung zum Publikum aufbauen?

Nichts Neues ist sicherlich, dass der Blickkontakt eine der wichtigsten Komponenten für ein selbstbewusstes Auftreten ist. Durch Augenkontakt und Blickwechsel kannst du eine persönliche Verbindung zu deinem Gegenüber herstellen. Personen, die unruhig hin und her schauen oder dem Blick ausweichen, nehmen wir sehr schnell als unsicher und schüchtern wahr. Demzufolge wirken sie auf uns eher inkompetent und nicht gerade selbstbewusst.

Wenn wir einmal darauf achten, bemerken wir, dass gute Redner*innen, wie beispielsweise Comedians, sowohl zu weit hinten sitzenden Personen Blickkontakt herstellen als auch das Publikum in den vordersten Reihen im Blick haben. Wichtig bei einem größeren Publikum ist darüber hinaus, nicht die Ränder zu vergessen und nur die in der Mitte sitzenden Personen miteinzubeziehen. Weder das Anstarren weniger Personen noch zu kurze, flüchtige Blickwechsel mit vielen sind hilfreich, da dies entweder unangenehm ist oder keinen echten Kontakt zu den Zuhörer*innen herstellt. Intensiver Blickkontakt mit wechselnden, aber wenigen Personen stellt hingegen einen echten Kontakt zwischen Sprecher*in und Zuhörer*innen her.

4. Bleib Du selbst!

Ein selbstsicheres, authentisches Auftreten erfordert in jedem Fall, dass wir uns unserer eigenen Körpersprache und Stimme bewusst sind. Um das zu fördern, mach doch einfach mal den Selbsttest. Beobachte in der nächstmöglichen Situation einmal genauer die Körpersprache der oder des Vortragenden: Wie bewegt sich die Person? Wie ist ihre Haltung? Wirkt sie dadurch eher offen oder verschlossen? Tritt sie sicher auf und ist sie engagiert bei der Sache? Kannst du identifizieren, warum die Person so wirkt?

Zusätzlich kann es hilfreich sein, sich selbst und andere in Alltagssituationen oder im professionellen Rahmen genauer zu beobachten. Wie bewege ich mich bei einer Präsentation oder im Meeting mit meinen Kollegen? Wie sitze ich auf meinem Stuhl? In welcher Haltung fühle ich mich wohl, wann verspanne ich mich?

Letztendlich geht es vor allem darum, dich nicht zu verstellen. Finde ein Auftreten, mit dem du dich wohlfühlst, welches deinem Charakter entspricht und nicht gekünstelt wirkt. Wenn du versuchst eine Rolle zu spielen, wird dein Gegenüber dies schnell merken. Auch Schauspieler*innen beschäftigen sich vor ihrem Auftritt sehr viel mit ihrer Rolle und fühlen sich in deren Charakter hinein. Wie würde die Person in einer bestimmten Situation reagieren? Was könnte sie denken? Sie versuchen also nicht, sich zu verstellen, sondern werden mit ihrer Rolle eins.

 „Be yoursef, everyone else is already taken.“
– Oscar Wilde

5. Practice, practice, practice

Neben Körpersprache und Stimme gibt es noch weitere Faktoren, die dir Präsenz, Ausstrahlung und Sicherheit im Auftreten verleihen:

  • Interagiere mit deinem Gegenüber und zeige echtes Interesse! Finde Gemeinsamkeiten. Sei aufmerksam und schule so deine Wahrnehmungsfähigkeit und Empathie.
  • Hilfreich ist es auch, eine Präsentation auf einer Struktur aufzubauen und sich im Vorhinein einen roten Faden zu überlegen, zu dem man immer wieder zurückkommen kann. Auch Wiederholungen bleiben im Gedächtnis der Zuhörer*innen.
  • Eine große Rolle spielt außerdem die Formatsicherheit: Ist dir bewusst, in welchem Format du dich befindest und welche Körpersprache diesem angemessen ist? Ein lockeres Meeting mit Kolleg*innen, in welchem du eine Idee vorstellst, ist natürlich etwas ganz anderes als einen Vortrag vor fünfzig Personen zu halten. Nimm dir auch ruhig die Freiheit, dich ein paar Schritte durch den Raum zu bewegen oder dich hinzusetzen – vorausgesetzt, es gibt die Möglichkeit und es passt zum Format.
  • Wenn du dazu neigst, dich durch kleinste Reaktionen des Publikums verunsichern zu lassen, fokussiere dich auf das, was du zu sagen hast. Damit gehst du mit deiner Wahrnehmung zu dir selbst zurück und wendest dich wieder dem Wesentlichen zu. Natürlich erfordert dies aber eine gewisse Übung und funktioniert nicht von Heute auf Morgen. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber wenn du wirklich hinter dem stehst, was du zu sagen hast, wirkt deine Präsentation in jedem Fall viel überzeugender!
  • Last but not least: Üben, üben, üben! Es ist einfach (leider) die Wahrheit und muss deshalb einfach an dieser Stelle erwähnt werden. Je mehr du dich in Situationen begibst, in denen du vor Personen sprechen musst, desto mehr Sicherheit und Souveränität gewinnst du mit der Zeit.

Wenn du noch weiter an deiner persönlichen und beruflichen Performance arbeiten möchtest, können Schauspielworkshops sehr hilfreich sein. Dort erhältst du von professionellen Coaches, mithilfe von Werkzeugen aus der Schauspielausbildung, Unterstützung für ein bestimmtes und authentisches Auftreten.

Du willst auch einen Gastbeitrag schreiben? Dann joine unsere tolle Community für Gründerinnen und erhalte die Chance, einen Gastbeitrag zu schreiben plus noch viele weitere Goodies für deinen Business Erfolg und deine Sichtbarkeit on top!

Eure Leona
FEMboss Team